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Franz Josef Degenhardt

Rumpelstilzchen

Wie ich dazu gekommen bin, Lieder zu machen.
Art.Nr.: JTV-00110
Rumpelstilzchen
Label: Diverse
2 Wochen
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“Wahrscheinlich möchte jeder das, was er für richtig hält, also in erster Linie sich selbst, ausdrücken und mitteilen. Wer etwa manuell geschickt ist, mit den Händen zu arbeiten versteht, bastelt sich ein Wochenendhaus, geht in einen Boxclub, malt ein Bild. Einer, der gern spricht, hält Reden, diskutiert, plaudert. Und wer gern singt, der singts eben. Ich gehöre zu den Letzteren. Außerdem sitze ich gerne mit Freunden herum, die trinken, erzählen und singen können. Das Trinken bereitet mir keine Schwierigkeiten, singen kann ich leidlich. Anders mit dem Erzählen und Plaudern. Ich bin Westfale, also kein gewandter und geistsprühender Causeur aus der “Lamäng”, kein Stegreifplauderer. Bleibt als Ausweg, sich seine Geschichten vorher auszudenken und zu formulieren. Formuliert man langsam und gründlich, so entstehen Gedichte. Trägt man diese dann singend vor, so sind es Lieder. Die meisten meiner Lieder habe ich denn auch, eben als meine Geschichten, in trinkfreudigen Freundesrunden gesungen. Textdichter und Komponist bin ich weder haupt- noch nebenberuflich. Hauptberuflich schon deshalb nicht, weil mein Tagewerk, dem ich gern nachgehe, anderes verlangt: Ich bin Assessor und wissenschaftlicher Assistent an einem rechtswissenschaftlichen Institut. Nebenberuflich deshalb nicht, weil ich weder Texten, Vertonen noch Singen als meine Neben-Berufung oder meinen Neben-Job ansehe. Mir macht das einfach Spaß. Es gefällt mir, so wie mir meine Frau gefällt und meine beiden Kinder, und Essen und Trinken, Jazz und vorbarocke Musik, Voltaire und die “Blechtrommel”. Man nennt so etwas heute wohl “Hobby”.

Wie ich meine Lieder sehe

Es sind gesungene Geschichten, und sie enthalten daher, wie jede richtige Geschichte, keine knalligen Pointen. Sie sollen weder aktuell-politisch, geistreich- witzig, charmant-frivol noch heiter- besinnlich sein. Sie haben auch keine Tendenz: Sie sollen nicht attackieren. Sie sollen auch nicht schockieren. Manchmal vielleicht reizen. Verbandseigene, offizielle oder private Überzeugungen sollen sie jedoch überhaupt nicht erst angehen. Ich nenne meine Lieder am liebsten “baenkel-songs”. Würde ich französisch singen, könnte ich einfach “chansons” sagen. Viele Landsleute verstehen darunter aber etwas, dem man beim “guten Glas Wein”, einer “guten Zigarre” schmunzelnd oder nachdenklich (wer kennt nicht das Gesicht?) lauscht. Tatsächlich ist einige Bänkelei in meinen Liedern. Der “Arme Felix” etwa ist eine modernere Auflage des Herrn Isaak Velten, der sich am 2. April 1756 zu Berlin eigenhändig umbrachte, dessen schändliche Eifersucht und ihre traurigen und betrüblichen Folgen die Gleimsche Ballade “Marianne” erzählt. “Bänkel-songs” sage ich, weil ich in den Liedern die für den Bänkelgesang charakteristische Mischung aus “Schauer” und “Parodie” weiterzumixen versuche, bis aus Schauer und Parodie die zeitgemäßere “Melancholie” entsteht, wie sie musikalisch manchmal im neueren Jazz geboten wird. Den “baenkel-songs” ist allerdings kein Jazz, auch keine jazzartige Musik unterlegt. Ebenso vermeide ich bewußt ungewohnte Harmonien. Die Melodien sollen “leicht ins Ohr gehen”. Wenn man will, kann man meine “baenkel-songs” musikalisch als von der europäischen und amerikanischen Folklore beeinflußte Strophenlieder bezeichnen.

Wie meine Lieder entstehen

Häufig ist es irgendeine Wendung. ein Satz, die mich interessieren und inspirieren “Rumpelstilzchen” z. B. entstand, nachdem ich meiner Tochter das gleichnamige Grimmsche Märchen vorgelesen hatte. Mir gefiel der Rhythmus “Ach wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß”. Das wurde dann später der Refrain. Die “Fertigstellung” eines Liedes dauert meist recht lange. Ich muß das richtige Bild finden, das richtige Wort wählen, die metrische Gliederung des Textes mit dem Rhythmus der Musik koordinieren. Da meine “baenkel-songs” Strophenlieder sein sollen, muß ich den Text in Versform schreiben. Ich reime, einmal, weil Gereimtes, jedenfalls gesungen, immer noch besser “gehört” wird als Ungereimtes, und zum anderen, um eine weitere Grenze für Phantasie zu haben. Meine Lieder sollen so faßbar, so “konkret” wie möglich sein. Hierzu dient mir der Reim – die Phantasiegrenze – als Hilfsmittel. Die erste Fassung eines Liedes singe ich meinen Nächsten vor: also meiner Frau, meinen engeren Freunden. Ihre Kritik wird erwogen, diskutiert. Ich formuliere und vertone so lange, bis ich – unabhängig von jeder Kritik – die Vorstellung habe Besser gehts nicht. Diese Vorstellung kommt manchmal spät. Zuweilen schreibe ich kurz vor einer Aufnahme noch um. Es passiert auch, daß ich während der Aufnahme anders als notiert singe, weil es mir besser gefällt. Was die Wirkung meiner Lieder auf das Publikum angeht, so kann ich dazu nur sagen: Sie gehören nicht in die Kinderschule. Auch sollte ihr Vortrag bei Veranstaltungen offizieller Art, beim Fahneneid etwa oder anläßlich einer Maikundgebung, unterbleiben. Ob sie dem Mann auf der Straße dem Herrn auf dem Golfplatz, der Frau in der Küche, der Dame im Foyer usw. gefallen,… darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Sicher sind die “Bänkelsongs” nicht jedermann Geschmack. Aber welche Geschichte ist das schon?

Text von Franz Josef Degenhardt”

Titel

01. Rumpelstilzchen
02. Zwischen zwei Straßenbahnen
03. Manchmal, dann sagst du zu mir
04. Armer Felix
05. Sentimentaler Hund
06. Drei Kugeln
07. Armer Jonas
08. Der Bauchladenmann
09. Manchmal des Nachts
10. Tarantella
11. Weintrinker
12. Wiegenlied

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